Glossar
- Uveitis
- Definition:
- Uveitis/“Augeninnenentzündung“
Was ist eine Uveitis?
Die Uveitis ist eine häufig chronisch-wiederkehrende ein- oder beidseitige Entzündung des Augeninneren. Betroffen sein kann die Regenbogenhaut (Iritis/Uveitis anterior), der Ziliarkörper (Iridozyklitis/Uveitis intermedia) oder die Aderhaut (Chorioiditis/Uveitis posterior). Eine genaue Unterscheidung ist sowohl für die weiterführende Diagnostik als auch für die Therapie essentiell. Sind alle drei Strukturen betroffen spricht man von einer Panuveitis.
Was sind die Ursachen?
Die Ursachen sind sehr vielfältig, weswegen insbesondere bei einer wiederkehrenden Uveitis eine breit angelegte Diagnostik erfolgen sollte, welche neben Blutuntersuchungen auch radiologische Zusatzdiagnostik erforderlich machen kann. Häufig handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der sich die körper-eigene Abwehr fälschlicherweise gegen körpereigene Strukturen richtet. Es handelt sich also im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht um eine Schwäche der Immunabwehr, sondern um eine Überreaktion! So kann eine Uveitis zum Beispiel auftreten im Rahmen diverser rheumatoider Gelenk- und Gefäßerkran-kungen (eine klassische rheumatoide Arthrtitis führt jedoch NICHT zu einer Uveitis!) oder chronisch entzünd-licher Darm- und Wirbelsäulenentzündungen. Weiterhin können bakterielle, virale und parasitäre Ursachen vorliegen (z. B. Borrelien, Lues, diverse Herpesviren, Toxoplasmose…), wobei hierbei häufig nicht der eigent-liche Kontakt mit den Erregern, sondern ebenfalls eine überschießende Immunreaktion auf eine schon länger zurückliegende Infektion ursächlich ist. Ausgeschlossen werden sollte auch immer eine Sarkoidose, die als typische Lungenerkrankung auch zu Entzündungen am Auge führen kann. Bei bestimmten Formen ist auch eine Kernspintomographie vom Gehirn weiterführend. Dennoch kann in vielen Fällen ein Auslöser leider nicht gefunden werden. Die Form der Uveitis gibt jeweils schon erste Hinweise auf eine potentielle Ursache, sodaß nicht immer alles „blind“ untersucht werden sollte.
Wie wird eine Uveitis diagnostiziert?
Die Uveitis wird mittels Untersuchung an der Spaltlampe auch unter Zuhilfenahme spezieller Lupen diagnostiziert.
Was bemerke ich bei einer Uveitis?
Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und hängen von der Lokalisation der Uveitis und dem Alter des Patienten ab. Bei einer vorderen Uveitis kommt es in der Regel zu einem tiefen dumpfen oder auch ziehenden Schmerz im Auge mit Rötung, Blendempfindlichkeit und einer „trüben“ Sicht. In fortgeschrittenen Fällen kann die Pupille entrundet sein. Gerade bei kindlichem Rheuma kann jedoch eine Form der Uveitis bei vorliegen, die häufig zu keinerlei Symptomen führt, bis durch Komplikationen eine dauerhafte Seheinschränkung eingetreten ist! Eine mittleren Uveitis ist ebenso wie die hintere Uveitis schmerzfrei und äußert sich ebenfalls durch ein Schleiersehen. Das Auge ist in der Regel nicht gerötet.
Wie behandelt man eine Uveitis?
Sollte im Rahmen der weiterführenden immunologisch-radiologischen Diagnostik eine Ursache für die Uveitis gefunden werden, steht neben der symptomatischen Therapie am Auge natürlich die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Dann ist eine dauerhafte Heilung durchaus realistisch. Eine gutes Diag-nostik- und Therapieregime macht daher die Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen (Allgemein-mediziner, Rheumatologe, Kinderarzt…) erforderlich. Bei vielen Uveitisformen wird man jedoch leider keine Ursache entdecken. Das Therapieziel besteht hier in der Kontrolle der Augenentzündung, der Vermeidung von Komplikationen und der Bewahrung des Sehvermögens. Bei Beschwerden und der Gefahr von Komplikationen muß therapiert werden. Bei sehr milden Verläufen ohne Gefahr von Komplikationen kann die regelmäßige Kontrolle ausreichend sein.
Eine vordere Uveitis wird in der Regel zunächst mit kortisonhaltigen Augentropfen behandelt. Auch sollte die Pupille weitgetropft werden, um Verklebungen des Gewebes im Auge im Rahmen der Entzündung vorzubeu-gen. Die allermeisten vorderen Uveitisformen können so ausreichend behandelt werden. Erst wenn sich eine örtliche Therapie als nicht ausreichend erweist, wird man an eine Therapie mit Kortison-Tabletten denken.
Bei der mittleren und hinteren Uveitis wird eine örtliche Therapie zumeist nicht ausreichend sein. Wurde keine spezifische Grunderkrankung gefunden wird man zum Einsatz von kortisonhaltigen Tabletten oder Spritzen neben oder (in seltenen Fällen) hinter das Auge gezwungen sein. Die weitere Vorgehensweise ergibt sich dann erst im Verlauf der Erkrankung. Nur bei wenigen Patienten wird die Schwere der Erkrankung dazu führen, daß stärker entzündungshemmende Medikamente (Cyclosporin A, Azathioprin, Methotrexat und andere) anzuraten sind.
Wichtig ist, zu betonen, daß einen Uveitis leider häufig eine recht langfristige Therapie über mehrere Monate mit nur sehr langsamer Reduktion der Medikation erforderlich macht. Wird die Medikation zu schnell reduziert, steigt leider sehr schnell die Rate der Rückfälle, sodaß auch bei subjektiv schon zufrieden-stellendem Befund oder auch fehlendem Reizzustand im Auge eine weiterhin nur langsame Reduktion der Medikamente erfolgen darf, da bei jedem neuen Entzünsungsschub die Augenstrukturen wiederholt in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wie ist der weitere Verlauf?
Prinzipiell kann eine Uveitis akut oder chronisch verlaufen. Im Einzelfall kann die Entzündung über unter-schiedlich lange Zeit bestehen, so daß pauschale Aussagen nicht möglich sind. Das gilt auch für die Schwere der Entzündung, die bei jedem Patienten individuell eingeschätzt werden muß.
Da es sich bei der Uveitis häufig um eine Autoimmunerkrankung handelt, wird mit zunehmenden Alter die Erkrankung immer inaktiver, da das Immunsystem im Alter an Kompetenz verliert und daher auch die körpereigenen Strukturen nicht mehr angegriffen werden. Bei Erstmanifestation der Erkrankung im hohen Lebensalter muß daher auch an atypische Ursachen, insbesondere bösartigen Erkrankungen, gedacht werden!
Wodurch kann eine Uveitis gefährlich werden?
Zu den typischen Komplikationen der Uveitis zählen:
- Einlagerung von Kalziumverbindungen in die Hornhaut (vordere Uveitis)
- Anstieg des Augeninnendrucks (Glaukom): spät, bei viraler Uveitis früh
- Verklebungen zwischen Regenbogenhaut und Linse (Synechien) (vordere Uveitis)
- Eintrübung der Augenlinse (Katarakt) (vordere Uveitis)
- Entwicklung eines Makulaödems (Wassereinlagerung an der Stelle des schärfsten Sehens) (sämtliche Uveitisformen)
Was kann ich als Patient tun?
Wichtig ist, daß unabhängig von der Art der Therapie der Therapieerfolg vom Augenarzt in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden muß und jede Änderung der Therapie nur in Absprache mit dem Arzt vorzunehmen ist! Eine Selbsttherapie kann verheerend sein!
Eine gesunde Lebensweise ist natürlich zu empfehlen, ebenso wie ein zielgerichteter Streßabbau. Auf jeden Fall sollten sich Patienten mit einer Uveitis nicht abkapseln. Das offene Gespräch mit dem behandelnden Arzt ist wichtig und die Grundlage, um langfristig Erfolg zu haben.